Aufarbeitung des Triebwagens 470 437

Auf dieser Seite möchten wir Ihnen gerne ein Vereinsprojekt vorstellen, welches sich seit Frühjahr 2013 in Umsetzung befindet. Der Triebwagen 470 437 aus dem Jahre 1969 erhält durch die Vereinsmitglieder unseres Vereins mit Unterstützung der S-Bahn Hamburg GmbH eine Aufarbeitung des Wagenkastens und ist seit Juni 2015 im Eisenbahnmuseum Aumühle des VVM (Verein Verkehrsamateure und Museumsbahn e.V.) zu besichtigen, wo er die dortige S-Bahnsammlung ergänzt.

Aufarbeitung 470 437
Der im Juni 1989 frisch hauptuntersuchte 470 437 fährt aus dem Hamburger Hauptbahnhof aus. – Foto: Jan Borchers

Blick zurück

Der Triebwagen 470 437 stammt aus der dreiteiligen Einheit 137, die im Dezember 2002 als vorletzte Einheit der Baureihe 470 den Einsatz quittierte. Ab 2002 war der Zug für einige Zeit in der Abstellanlage Barmbek abgestellt. Im Laufe des Jahres 2003 wurde der Zug in das S-Bahn-Werk nach Ohlsdorf überführt, um dort ausgeschlachtet und verschrottet zu werden. Brauchbare Teile, sowohl technischer Herkunft als auch brauchbare Teile aus den Innenräumen, wurden ausgebaut und für den Betrieb historischer Züge eingelagert. Der Wagen 470 437 war im Vergleich mit den anderen zur Verschrottung vorgesehenen Triebzügen 102, 111 und 142 am besten erhalten, er wurde als Ersatzteilspender erhalten.

Aufarbeitung 470 437 - Wagenkasten
Eindrücke des Wagenkastens vor, während und nach der Aufarbeitung des 470 437 im Werk Ohlsdorf – Fotos: Bennett Strunge

Seit 2003 stand der Wagen 470 437 im S-Bahn-Werk und wurde durch unseren Verein als Lagerraum für Ersatzteile jeglicher Art genutzt. Dazu wurden u.a. Teile der Inneneinrichtung ausgebaut und an verschiedene andere Lagerorte verteilt oder in den Museumszügen ET/EM 171 082 und 470/870 128 verbaut.

Vor einiger Zeit deuteten sich größere Umbauten auf dem Werksgelände im S-Bahn Werk Ohlsdorf an und es musste eine Lösung für den Verbleib des 470 437 gefunden werden. Wesentliche Gründe für die Umbauarbeiten waren Erhaltungsmaßnahmen an den Gebäuden sowie Umbauten für die neue Baureihe 490. Eine Verschrottung des Wagens kam jedoch nicht in Frage, und so wurde die Idee geboren, ihn in Aumühle im Eisenbahnmuseum des VVM zu präsentieren. Hier sind mehrere Fahrzeuge der früheren S-Bahnbauarten erhalten, neben drei früheren Wechselstromzügen der Reihe ET 99 auch der 471 401 – ein Wagen aus dem ersten Hamburger Gleichstrom-S-Bahn-Zug von 1939 – vorhanden.

Aufarbeitung 470 437 - Komponentenaufbereitung
Vor der Aufarbeitung war der Innenraum des 470 437 zu beräumen und während der Arbeiten viele kleinere Teile aufzuarbeiten. – Fotos: Bennett Strunge

Die Umsetzung

Im Frühjahr 2013 begann die Arbeitsgruppe um den Wagen 470 437 mit dem Ausräumen und Sortieren der Ersatzteile, die bis unter die Wagendecke gestapelt waren. Aufgrund der Menge an Teilen zog sich diese Arbeit bis zum Sommer 2013 hin. Gleichzeitig begannen die Vorbereitungen für die geplante neue Außenlackierung. Die letzte Lackierung des Wagens erfolgte im Jahre 1992 in den damals üblichen Farben ozeanblau/beige. Nach über 20 Jahren war der Lack stumpf, jeglicher Glanz verloren und ein Neuanstrich nötig. Erstaunlicherweise wenig Schadstellen am Wagenkasten waren zu beheben. Die etwa vier durchgerosteten Schadstellen wurden durch neue Bleche ersetzt. Sämtliche Anbauteile mussten für die Lackierung vom Wagenkasten entfernt werden: Das Schutzbord, welches den Abstand zwischen Zug und Bahnsteig verringert, Griffstangen, Scheibenwischer, Türgriffe, geklebte Beschriftungen, Lampenteile, Frontfenster, Schürzenjalousien und vieles mehr. Die einzelnen Komponenten wurden nach und nach wieder hergerichtet. Meistens erfolgte das Sandstrahlen bis zum rostlosen Blech. Ebenfalls wurde der gesamte Innenraum des Wagens unter die Lupe genommen. Viele Stunden Reinigungsarbeit waren nötig, um eine Schicht von Staub, Graffiti, Schimmelpilzen und sonstigem Dreck zu entfernen.

Aufarbeitung 470 437 - Innenraum
Morsches Holz und Pilzwachstum, angerostete Bleche und viele weitere Spuren der Zeit. – Fotos: Bennett Strunge

Sehr viel Arbeit und Kopfzerbrechen bereitete den Mitgliedern der Arbeitsgruppe der an einigen Stellen marode Holzfußboden, welcher sich unter einer Schicht aus schwarzem PVC-Belag befindet. Das Holz war durch Wassereintritt an undichten Fensterdichtungen verfault, hatte Pilzbefall und so weich, dass man es mit einem einfachen Spachtel aufnehmen konnte. Danach begannen die Mitglieder den Boden bestmöglich zu entrosten und eine neue Schutzschicht aus speziellem Schutzlack aufzutragen, damit der neue Fußboden anschließend viele Jahre ohne neue Schäden übersteht.

Der 470 437 wurde im Frühjahr 2014 von seinem Abstellplatz im Freien in eine Halle im S-Bahn Werk gebracht, wo die weitere Bearbeitung stattfand. Der komplette Wagenkasten wurde sorgfältig angeschliffen und Rost entfernt. Im Sommer 2014 begann schließlich die Neulackierung des Wagens. Die Reihenfolge des Lackauftrages: Grundierung, Spachteln von Unebenheiten, Grundierung, Dachfarbe „umbragrau“, Zierstreifen „cremé“ und schließlich „graublau“. Von außen zeigt er sich nun im klassischen graublau/cremé, wie bis 1975 bei der S-Bahn in Hamburg üblich. Aufgrund einiger schwer bzw. gar nicht rückbaubarer Umbauten beschlossen wir, dass der Wagen seinen Endzustand – aber in alter Lackierung – behalten wird. Mit dem Zug 126 fuhr noch bis zum Jahre 2001 ein 470/870 in dieser Lackierung, die modernen Fallblattanzeigen besaßen ebenfalls blaue Triebwagen der BR 470.

Aufarbeitung 470 437 - Lackierung
Gründlich wurden von der Arbeitsgruppe die Spuren der Abstellzeit beseitigt und die neue alte Farbgebung vorbereitet. – Fotos: Bennett Strunge

Mit dem 470 437 in blauer Farbgebung kann nun ein Vergleich zum Traditionszug in ozeanblau/beige hergestellt werden. Ende Juni 2015 erfolgte die Überführung des 470 437 nach Aumühle in das Eisenbahnmuseum Aumühle, wo er unter Dach seinen Platz neben dem 471 401 und elT 1624a/b fand.

Zukunft

Es gibt noch zahlreiche Arbeiten zu erledigen, sowohl im Innenraum als auch im Außenbereich: Zusammenbau des Führerstandes, Einbau der Sitzpolster, Austausch maroder Fensterdichtungen samt Tausch beschädigter Fenster, Anbringung der Außenbeschriftung, Erneuerung der Elektrik, gründliche Endreinigung und vieles mehr. In Zukunft dient der Wagen als Ausstellungsstück mit der Möglichkeit der Nutzung als Ausstellungs- und Veranstaltungsraum. In Planung und Umsetzung befindet sich zudem eine einfache Version eines Fahrsimulators. So soll beispielsweise durch Betätigen der Fahrschalter und Knöpfe durch Einspielung originaler Fahrgeräusche das Gefühl vermittelt werden, dass man einen Zug der Baureihe 470 fährt.

In weiterer Zukunft wird auch sicherlich eine technische Vorführung umsetzbar sein, wenn sich z.B. die Türen wieder mit Druckluft schließen lassen, ein Schaltwerk in Aktion gezeigt werden kann und die Luftpfeife den typischen hohen Pfeifton der Altbauzüge wiedergibt.

Aufarbeitung 470 437 - Parade Aumühle
Die Parade der ersten drei Generationen Hamburger S-Bahnen. Der elT 1624 als Wechselstromzug, 471 401 und der Neuzugang 470 437. – Foto: Jan Borchers

Neben dem 470 437 sind noch drei weitere vollständige Einheiten dieser formschönen Baureihe erhalten geblieben: 470 128 als betriebsfähiger Museumszug, 470 129 als Ersatzteilspender und 470 136 als Veranstaltungsraum im Bahnhof Schmilau.