Der heutige Traditionszug 470 128 wurde im Jahr 1969 in Dienst gestellt und war 33 Jahre lang für die Hamburger S-Bahn im Einsatz. Der Zug wurde in der für Hamburg üblichen Farbe graublau mit cremefarbenen Zierstreifen ausgeliefert. Im Innenraum waren die Wände mit Resopal verkleidet (2. Klasse „Esche“, 1. Klasse „Wildkirsch“) und die Endwagen der 2. Klasse hatten Sitzbänke mit blauen Kunstlederbezügen, während die Sitzpolster im Mittelwagen der 1. Klasse mit grauen Dralonbezügen versehen waren.
Im Jahr 1993 wurde der Zug versuchsweise umgebaut. Er erhielt ein anderes Lichtband für die Wagenbeleuchtung, Klappfenster der BR 472/473, die Trennwand zum Traglastenabteil wurde ausgebaut und der Hilfsumformer wurde durch einen Hilfsbetriebeumrichter ersetzt. Im Zuge dieser Arbeiten büßte der Zug außerdem seine alte Lackierung ein und zeigt sich seitdem in ozeanblau/beiger Farbgebung.
Am 17. Dezember 2002 wurde er als letzte betriebsfähige Einheit der BR 470/870 wegen eines Schadens aus dem Planeinsatz genommen und beendete damit still und leise das Kapitel der Altbauzüge bei der Hamburger S-Bahn drei Tage vor der vorgesehenen Außerdienststellung.
Ab April 2005 konnte der Zug, nach einigen notwendigen Arbeiten, bis zu seinem endgültigen Fristablauf im Juni 2006 erstmals für Sonderfahrten eingesetzt werden. Nach seiner Abstellung wurden hinter den Kulissen umfangreiche Vorbereitungen getroffen, da für die Hauptuntersuchung eine aufwendige Beschaffung von Ersatzteilen nötig war. Anfang September 2009 begannen schließlich die Arbeiten für die Hauptuntersuchung des Zuges, welche im Oktober 2015 abgeschlossen werden konnte. Im Zuge der Hauptuntersuchung wurde der Zug komplett neu lackiert, die 1200V-Verkabelung vollständig erneuert, neue Schnellschalter und Zugfunkgeräte eingebaut, die Fahrmotoren von einer externen Spezialfirma aufgearbeitet, die Luftbauteile aufgearbeitet und sämtliche Fenster und Gummifassungen getauscht. Im Fahrgastraum wurden außerdem viele zerkratze Wandverkleidungen getauscht, die Mülleimer neu lackiert, schadhafte Stellen im Fußboden ausgebessert und die Sitzpolster im Mittelwagen getauscht.
Machen sie sich ein Bild von unserer Arbeit und wie der Triebzug 470 128 neben dem Museumszug ET/EM 171 082 zu einem Schmuckstück Hamburger S-Bahngeschichte wurde. In unserer Galerie finde sie zahlreiche Fotos nach Themen geordnet:
- Einsätze des 470 128 (2005 – 2006)
- Aufarbeitung des 470 128 (derzeit in Arbeit)
- Einsätze des 470 128 seit Oktober 2015
Bilder aus dem Innenraum des Traditionszuges
Die folgenden Bilder aus dem Innenraum können per Klick vergrößert werden, es öffnet sich eine Galerieansicht. Dort können Sie mit den Pfeiltasten, bzw. an Mobilgeräten mit einem Fingerwisch zwischen den Bildern wechseln.
Geschichte der Baureihe 470/870 bei der Hamburger S-Bahn
Der ET/EM 170 ist eine Weiterentwicklung des ET/EM 171 und unterscheidet sich vom ET/EM 171 unter anderem durch seine elegant abgerundete Kopfform, gebogene Führerstandsscheiben sowie doppelte Signalleuchten. 1959 wurden 16 Triebzüge (101-116) dieser Baureihe von den Firmen MAN und Orenstein&Koppel in Berlin bevorzugt für den Einsatz zwischen Altona und Bergedorf beschafft.
Der ET/EM 170 erreicht eine Höchstgeschwindigkeit von 100 km/h (ET/EM 171: 80 km/h), hat eine größere Anfahrbeschleunigung und ist zudem durch Stahlleichtbauweise 19 Tonnen leichter als sein Vorgänger. Drehgestelle der Bauart München-Kassel verleihen den Wagen erheblich verbesserte Laufeigenschaften. Der Fahrgastraum ist durch Leuchtstoffröhren wesentlich heller beleuchtet als der Innenraum des ET/EM 171 mit Glühlampenlicht. Dieser Unterschied führte zur Demontage aller Lampenkuppeln beim ET/EM 171 und zum Einsatz von Glühlampen mit größerer Lichtleistung.
Von Januar bis Mai 1967 erfolgte die Lieferung von weiteren acht Triebzügen (117-124) mit im Vergleich zur ersten Bauserie erheblich gedämpften Anfahr- und Bremsgeräuschen – gebaut von der Firma Rathgeber. Schon vor Abschluss dieser Lieferung gab es nach Gründung des Hamburger Verkehrsverbundes (HVV) durch den verdichteten Taktverkehr von Elbgaustraße nach Bergedorf und der schrittweisen Verlängerung des Gleichstrombetriebes bis Pinneberg einen Fahrzeugmangel, welchem durch eine weitere Bestellung abgeholfen werden musste. Rechtzeitig zur Eröffnung der Gleichstrom-S-Bahn bis Aumühle im Juni 1969 wurden von den Firmen Rathgeber und MAN ab November 1968 bis Januar 1970 die letzten 21 Fahrzeuge (125-145) der seit 1968 als Baureihe 470/870 bezeichneten Triebzuggeneration geliefert. Nach Einführung der neuen ozeanblau-beigen Farbgebung bei der Hamburger S-Bahn erhielten ab 1980 schrittweise die Mehrzahl der Fahrzeuge diese Lackierung.
Weitere erhaltene Fahrzeuge der Baureihe 470/870
Mit der Einheit 129 war ein weiterer 470/870 museal erhalten, welcher – abgesehen von der 1984 erfolgten Umlackierung – im Originalzustand von 1968 erhalten geblieben war, jedoch im Dezember 2018 verschrottet wurde.
Die Einheit 136 kam nach ihrer Außerdienststellung im März 2001 zum Kulturbahnhof Schmilau und dient dort seitdem als Ausstellungsraum und Café. Der Zug erhielt anlässlich der EXPO 2000 eine besondere Lackierung entsprechend der Leitthemen Mensch, Natur & Technik in orange, blau und grün. Er diente als fahrfähiger Ausstellungsraum für die EXPO 2000 und war in diesem Zustand für mehrere Monate im gesamten Netz der S-Bahn unterwegs.
Im Eisenbahnmuseum Aumühle des VVM ist der wieder im traditionellen Blau lackierte Endwagen 470 437 erhalten, welcher seit 2013 von Vereinsmitgliedern aufgearbeitet wird. Fotos von der Aufarbeitung und einen ausführlichen Bericht über die Arbeiten finden sie in unserer Galerie.