40 Jahre City-Tunnel: Stationen der Geschichte

Heute vor 40 Jahren fuhr erstmals die S1 durch den City-Tunnel, >> weshalb wir mit unserem Traditionszug zwischen Barmbek und Altona unterwegs sind <<. Die unterirdische Querung der Innenstadt bildet den ersten und zweiten Bauabschnitt der City-S-Bahn, welche erst am 31. Mai 1981 mit der Eröffnung des dritten Abschnitts von Altona zum Diebsteich fertig wurde. In unserem geschichtlichen Beitrag möchten wir Ihnen aber, passend zum heutigen Jubiläum, die Hintergründe, die Bahnhöfe und Haltepunkte sowie den Betrieb im City-Tunnel vorstellen.

HVV-Netzplan von 1981 nach Eröffnung der gesamten City-S-Bahn (HVV)

Als man im 19. Jahrhundert die Verbindungsbahn baute, wählte man bewusst den Weg vorbei am Hafen und dem historischen Kern Altonas. Dies erwies sich jedoch verkehrlich als Nachteil, da man so immer in die Hochbahn umsteigen musste. Als in der Wirtschaftswunderzeit die Strecken nach Bergedorf und Pinneberg
hinzukamen, wurde die Verbindungsbahn immer stärker belastet. Die Aufnahme der geplanten S-Bahn nach Harburg schien unmöglich und so wurden Alternativen gesucht.

Zunächst wurde ein sechsgleisiger Ausbau der Verbindungsbahn vorgeschlagen, jedoch wären hier die verkehrlichen Probleme nicht gelöst worden. So wurde die City-S-Bahn geplant, welche von der Bundesbahn zur Bedingung zum Beitritt in den Hamburger Verkehrsverbund gemacht wurde. Eine südlichere Trasse wurde gewählt, da damals noch eine U-Bahn nach Lurup geplant war, wodurch die City-S-Bahn nun relativ dicht zur U-Bahnlinie 3 verläuft.

Unter anderem mit Bierdeckeln warb der HVV für den ersten Bauabschnitt der City-S-Bahn (HVV)

Der Bau, welcher 1967 begonnen wurde, erwies sich als äußerst kompliziert, da die Binnenalster und zahlreiche Baustrukturen unterfahren werden mussten. So musste man am Jungfernstieg Rücksicht auf die vorhandene U1 nehmen. Gleichzeitig wurde zur selben Zeit ebenfalls unter der Binnenalster die neue Innenstadtquerung der Hochbahn für die U2 errichtet. Der erste Abschnitt konnte am 1. Juni 1975 eröffnet werden. Seitdem fuhr fast vier Jahre lang die Interimslinie S10 vom Ohlsdorfer Ast (und inoffiziell die S20 von Bergedorf) zu den Landungsbrücken und zurück. Das Abendblatt betitelte die neue Strecke als Misserfolg, weil die Fahrgastzahlen in der Anfangszeit unter den Erwartungen lagen.

Am 20. April 1979 konnten die Züge weiter nach Altona und einen Tag später erstmals ohne Kopfmachen weiter nach Blankenese fahren. Dies ist seitdem nur noch für die zu dem Zeitpunkt neu eingerichtete Linie S11 notwendig, was bis heute so praktiziert wird. Da der Anschluss in Richtung Wedel zum Eröffnungstag noch nicht fertig war, wurde die Interimslinie S10 für einen Tag verlängert, ehe die S1 durch den Tunnel fahren konnten. Für die Fahrgäste bedeutete dies eine große Umgewöhnung – der anfängliche Unmut wich jedoch dem Alltag und die City-S-Bahn wurde zum Erfolg.

Doch die City-S-Bahn besteht nicht nur aus dem City-Tunnel: Erst mit Eröffnung des dritten Bauabschnittes von Altona zum Diebsteich am 31. Mai 1981 wurde diese fertig gestellt. Seitdem konnten zunächst Züge der S2, seit
1987 der S3 aus Richtung Pinneberg durch die Innenstadt fahren. Da die Rampe nördlich des Bahnhofs Altona eine maximale Steigung von vier Prozent aufweist und man befürchtete, dass die Fahrzeuge dies nicht schaffen würden, wurde bei der damals neuen Baureihe 472 auch der Mittelwagen motorisiert. Diese Sorge war jedoch unberechtigt: Im Betrieb gab es mit allen Baureihen der S-Bahn keine Probleme.

Die Stationen im City-Tunnel

Im City-Tunnel liegen insgesamt fünf Stationen, hinzu kommen für die neue Strecke errichtete unterirdischen Bahnhofsteile am Hauptbahnhof und in Altona.

Hauptbahnhof

Der Hamburger Hauptbahnhof ist seit Jahren der am stärksten frequentierte Bahnhof in Deutschland und gilt seit Jahren als überlastet. Eröffnet wurde er im Jahre 1906 – als Nachfolger der vier Hamburger Kopfbahnhöfe. Somit wurden die Gleise vom Straßenniveau getrennt und die Züge konnten schneller fahren. Gleichzeitig mit dem Hauptbahnhof entstand die elektrische Stadt- und Vorortbahn, dem Vorläufer der heutigen S-Bahn. Anfangs wurden nur die heutigen Gleise 3 und 4 benutzt, später versah man auch das Gleis 5 mit einer Stromschiene. um Kapazitäten für die neu hinzugekommenen Strecken nach Bergedorf und Pinneberg zu bieten.

Spätestens mit der geplanten Harburger-S-Bahn und dem City-Tunnel war damit jedoch Schluss. Man entschloss sich, östlich des Hauptbahnhofes einen weiteren, unterirdischen, Bahnsteig zu bauen. Dieser ermöglichte einen richtungsbezogenen Umstieg auf die beiden Stammstrecken. Um den Hauptbahnhof zu entlasten, sollen die beiden derzeit als Durchfahrtsgleise 9 und 10 durch ein neues Gleis 9 samt Bahnsteig ersetzt werden. Baulich soll die Steintorbrücke Zugänge erhalten und mit eine gigantischen Glasdach überspannt werden. Weiter südlich sollen sich dann neue Räumlichkeiten anschließen. Mittelfristig sollen die neuen S-Bahnlinien S4 und S32 hinzukommen.

Jungfernstieg

Selbst für manchen Hamburger sind die Gänge des Schnellbahnknotens Jungfernstieg verwirrend. Den Anfang machte am 15. Februar 1912 die Ringlinie (heute U3) mit der Haltestelle Rathaus. Nach langer Bauzeit folgte der Endpunkt der Kell-Jung-Linie (U1) am Jungfernstieg. Es folgte in den 70er Jahren eine weitere Großbaustelle für die U2 und die City-S-Bahn. Um die neue U4 in Richtung HafenCity anzuschließen, wurde der Jungfernstieg in den 2000er Jahren erneut aufgerissen – die derzeit geplante U5 soll den Jungfernstieg hingegen ohne Halt umfahren.

Der Haltepunkt der S-Bahn besteht nur aus einem Mittelbahnsteig. Im Norden besteht die Möglichkeit, zur U2 und U4 umzusteigen. In der Mitte gibt es eine gemeinsame Vorhalle mit der U1, zu welcher auch eine Ecktreppe führt. Im Süden besteht über die Rathauspassage ein Zugang zum Rathaus.

Gestalterisch orientierte sich die Wandverkleidung ursprünglich an der Gestaltung der U2-Haltestelle. Nachdem die Deckenverkleidung jahrelang fehlte, wurde die Reovierung im Zuge des Projektes „Zukunft Bahn“ beschleunigt. Die alten Fliesen wurden abgeschlagen und zunächst erstrahlte die Haltestelle in der schwarzen Grundierung. Anschließend wurden künstlerisch gestaltete Wandelemente angebracht.

Am Jungfernstieg startet die weiße Flotte der ATG zu verschiedenen Zielen. Während das Angebot ursprünglich für Touristen geschaffen wurde, sank die Nachfrage in der Zeit ab 1960 immer weiter, sodass das Angebot touristisch ausgerichtet wurde und seitdem der HVV-Tarif nicht mehr gültig ist. Wer jedoch mit einem echten Alsterdampfer fahren möchte, kommt um eine Fahrt mit der vom >> Verein Alsterdampfschiffahrt << betriebenen St. Georg nicht herum.

Stadthausbrücke

Die Haltestelle Stadthausbrücke wird überwiegend von Berufstätigen genutzt, so befinden sich in der Umgebung zahlreiche Bürogebäude, auch die Behörde für Wirtschaft, Verkehr und Innovation ist hier angesiedelt. Baulich wurde die Haltestelle im Rahmen des Projektes „Zukunft Bahn“ erneuert. So entstand auch hier eine schwarze Hintergleiswand mit neuen Wandpanelen. Bei der Station handelt es sich im Kriegsfall um eine Mehrzweckanlage für 4.500 Personen.

Verkehrlich befindet sich in unmittelbarer Umgebung die U-Bahnhaltestelle Rödingsmarkt mit Übergang zu weiteren Buslinien.

Landungsbrücken

Am Bahnhof Landungsbrücken wurde eine Weiche eingebaut, um hier im Bedarfsfall kehren zu können. Farblich dominierten hier die Farben grün und gelb, jedoch soll die Farbe blau als Symbol des Wassers und der Sehnsucht den Hafen neu interpretieren.

Kurios ist, dass hier die S-Bahn unterirdisch und die U-Bahn bereits seit 1912 als aufgeständerte Hochbahn oberirdisch fährt. Daneben verkehren hier zahlreiche Fähren, deren Bedeutung als Beförderungsmittel für die Hafenarbeiter in den letzten Jahrzehnten stark nachgelassen hat. Besonders die Fahrt mit der Linie 62 nach Finkenwerder und von dort weiter mit dem Fahrrad ins alte Land ist bei Hamburgern wie Touristen sehr beliebt.

Reeperbahn

Die Reeperbahn, im Hamburger Rotlichtviertel gelegen und daher weltweit bekannt, hat ihren Namen von ansässigen Reepschlägern (Taumachern), die eine lange Bahn benötigen, um Schiffstaue herzustellen.

Das ursprüngliche Gestaltungskonzept sah rote und blaue Fliesen vor, diese wurden jedoch entfernt, künftig sollen diese Farben in Wandpanelen neu umgesetzt werden. Auch dieser Haptepunkt ist als Mehrzweckanlage für 4.500 Personen hergerichtet. An der Reeperbahn wird neben dem Rauch- und Alkoholverbot auch auf ein Verbot von Waffen und Glasflaschen hingewiesen.

Königstraße

Die Königstraße ist vermutlich nach Friedrich III. von Dänemark benannt – aber auch weitere Könige sollen hier verweilt haben. Die Straße verläuft von der Reeperbahn zur Palmaille und machte zuletzt mit einem schweren Rattenproblem Schlagzeilen.

Die gleichnamige Haltestelle liegt unter dem Schleepark und verfügt nur am westlichen Zugang über ein Zwischengeschoss. In der S-Bahnhaltestelle dominierten die Farben braun und orange, diese werden jedoch ebenfalls im Rahmen des Projektes Zukunft Bahn umgestaltet, viele Fliesen wurden jedoch schon vorher entfernt und die Hinterwand erneuert. Dabei soll die Haltestelle bis 2020 auch barrierefrei ausgebaut werden.

Altona

Die Geschichte des Bahnhofs Altona ist im wahrsten Sinne des Wortes bewegt. Der erste Altonaer Bahnhof entstand 1844 mit der Eisenbahn von Altona nach Kiel. Das Bahnhofsgebäude existiert noch heute und wurde als Altonaer Rathaus umgewidmet.

Der zweite Bau von 1898 entstand weiter nördlich und überlebte den Zweiten Weltkrieg weitestgehend unbeschadet, nicht jedoch den Städtebau der 1970er Jahre. Da die Standfestigkeit des Gebäudes beim Bau der City-S-Bahn infrage gestellt wurde, entschloss man sich gegen den Widerstand der Bevölkerung, das Gebäude abzureißen und durch einen Neubau zu ersetzen. Die S-Bahn fährt seitdem unterirdisch, nördlich schließen sich umfangreiche Abstellanlagen an. Zu dem neuen Bahnhofsgebäude gehört auch eine Filiale von Kaufhof, weshalb das Gebäude auch als Kaufhaus mit Bahnanschluss verspottet wurde. Das Kaufhaus verließ das Gebäude am 31.12.2000. Heute befindet sich hier Media Markt.

Heute macht man sich Gedanken, den Bahnhof erneut Gedanken, den Bahnhof weiter nach Norden an die Haltestelle Diebsteich zu verlegen, um von dort aus die Züge direkt – ohne Kopfmachen – in das sich anschließende Betriebswerk aus- und einsetzen zu können. Das Projekt, welches sich bereits im Planfeststellungsverfahren befindet, dort aber auf Probleme stößt, wird von Teilen der Bevölkerung kritisch begutachtet.


Stationsbilder: Geheimtipp Media für S-Bahn Hamburg


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